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Alle(s) unter einem Dach

Alle(s) unter einem Dach

Jeden Monat präsentieren wir Ihnen eine neue Ausgabe unserer Reportage „Best Practice – Innovatioun deelen“, bei der wir im ganzen Land unterwegs sind, um die inspirierendsten neuen Methoden und fortschrittlichsten Projekte der Luxemburger Senior*innen- und Pflegeeinrichtungen zu entdecken.

 

Im April stellen wir Ihnen nun die neue Päiperléck-Struktur „Seniorenresidenz am Park“ in Bissen vor, die einen innovativen und in Luxemburg bisher einzigartigen Ansatz für eine umfassende Betreuung für ältere Menschen verfolgt, indem sie sieben verschiedene Dienstleistungen unter einem Dach vereint. Mit diesem Konzept möchte Päiperléck jeder Person, unabhängig von ihrem Pflegebedarf oder -wunsch, ein maßgeschneidertes Zuhause bieten. Zu den angebotenen Dienstleistungen gehören Seniorenwohnungen, betreutes Wohnen, ein Tagesfoyer, ein Centre Intégré pour Personnes Âgées (CIPA) mit Demenzstation, häusliche Pflege sowie ein mobiles Palliativteam namens Nuetspäiperléck. Diese Kombination bietet also sowohl hausinternen als auch externen Senior*innen, eine angepasste und individuelle Unterstützung, die sie brauchen, um ihre Unabhängigkeit zu bewahren und eine hohe Lebensqualität zu genießen, während sie gleichzeitig Zugang zu medizinischer Versorgung haben.

Mittlerweile betreibt Päiperléck insgesamt sieben Einrichtungen in Luxemburg, die geografisch vorteilhaft angesiedelt sind. Neben Bissen gibt es Strukturen in Wiltz, Canach, Schengen, Esch, Rodange und Befort, aus deren langjähriger Erfahrung heraus das neue Konzept in Bissen entstanden ist.

 

Eine Begleitung von A bis Z

 

Im Juli 2022 wurden die Seniorenwohnungen der Residenz eröffnet und im August desselben Jahres folgten die betreuten Wohnungen. Im November erhielt die Einrichtung die Zulassung für das CIPA, wo seither Menschen allen Alters mit einem erhöhten Pflegebedarf aufgenommen werden. „Die Struktur ist also noch ein Baby und wächst nun gemeinsam mit den Bewohner*innen entsprechend ihrer Bedürfnisse und Wünsche weiter,“ beschreibt es der Verantwortliche der Residenz in Bissen, José Ribeiro, sehr schön.

Insgesamt umfasst die „Seniorenresidenz am Park“ 81 Zimmer. Die 18 Seniorenwohnungen stehen den Personen zur Verfügung, die noch in der Lage sind, vollständig autonom zu leben und verfügen über eine voll ausgestattete Küche, ein Bad sowie auf Wunsch auch einen Parkplatz. Weitere 19 Wohnungen sind für betreutes Wohnen vorgesehen, wo ein ausgebildetes Pflegeteam sich 24/7 um die Bedürfnisse der Bewohner*innen kümmert. Und wer sich von Zeit zu Zeit nach etwas Gesellschaft sehnt, der findet sein Glück in einem der gemütlichen Gemeinschaftsräume.

Die Wohnungen können jeweils von Einzelpersonen oder Paaren bezogen werden. Drei der Zimmer wurden speziell als Wohngemeinschaft eingerichtet, in denen jeder sein eigenes Zimmer hat, während die Küche und das Bad geteilt werden. Letztere sind dementsprechend auch billiger, und ermöglichen es allen Menschen – unabhängig von der finanziellen sowie auch der gesundheitlichen Situation – sich in Bissen niederzulassen.

 

Ein ununterbrochener Kreislauf

 

Für Menschen mit einem höheren Pflegebedarf bietet das CIPA im gleichen Komplex 42 Einzelzimmer. Die Tatsache, dass sich ein CIPA unter dem gleichen Dach befindet wie die betreuten oder die Seniorenwohnungen erspart es den Bewohner*innen, die Struktur wechseln zu müssen, sollte sich ihre Pflegesituation im Laufe der Zeit verändern.

„Wenn ein*e Bewohner*in bei der Assurance Dépendance den Forfait 4 überschreitet, schreibt das Familienministerium vor, dass er oder sie nicht mehr im Logement encadré bleiben darf, sondern in ein CIPA umziehen muss,“ erklärt die Pflegedienstleiterin Isabelle Hein die Situation. Oft bedeutet dies, dass die Senior*innen ihr gewohntes Umfeld verlassen müssen und in eine neue Stadt und eine andere Einrichtung umziehen müssen. „Für mich ist das unmenschlich“, erklärt Isabelle Hein.

Anstatt also die Senior*innen aus ihrem vielleicht bereits langjährigen Zuhause herauszureißen und in einer anderen Struktur unterzubringen, bietet die „Seniorenresidenz am Park“ in Bissen die Möglichkeit, innerhalb des gleichen Hausen umzuziehen, und sowohl den Bewohner*innen als auch den Familien eine Menge Stress zu ersparen.

16 Zimmer des CIPA sind Bewohner*innen mit neurodegenerativen Krankheiten gewidmet. Julie Poncelet betont an dieser Stelle, dass das Team ständig daran arbeitet, gezielte und innovative Lösungen für neurodegenerative Krankheiten zu suchen. Um den Bewohner*innen ein Gefühl von Zuhause zu vermitteln, wurden in der Demenzstation zum Beispiel optische Täuschungen eingerichtet, die die Sinne und Erinnerungen der Bewohner*innen stimulieren sollen. So werden zum Beispiel die ehemaligen Haustüren der Bewohner*innen abfotografiert und an die jeweilige Zimmertür geklebt.

Zusätzlich werden die Gänge der Demenzstation passend zu den Jahreszeiten oder zu einem bestimmten Thema dekoriert. Mit diesen kleinen Details möchten die Mitarbeiter*innen den Bewohner*innen ein Gefühl von Normalität vermitteln und ihnen eine freundliche, heimelige Umgebung schaffen und eine erhöhte Lebensqualität garantieren.

 

„Man darf keine Angst haben, Dinge auszuprobieren. Auch wenn das Ergebnis nie garantiert ist.“ José Ribeiro Verantwortlicher der Residenz in Bissen

 

Die Innovationsbereitschaft der Päiperléck-Residenz in Bissen zeigt sich vor allem auch durch die Einführung des „Train Thérapeutique“. Diese nicht-medikamentöse Therapie wurde in Italien entwickelt und ermöglicht eine Verringerung von Verhaltensstörungen dank der Stimulierung des Gedächtnisses. Sie besteht darin, älteren Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer dank einer simulierten Zugreise beruhigende und fröhliche Momente zu verschaffen.

In der „Seniorenresidenz am Park“ wurde also ein Raum eingerichtet, der dem Design der Bahnhöfe und Züge in Luxemburg sehr ähnlich sieht und dank hochwertiger Videos virtuelle Reisen durch die Schweiz, Frankreich und Österreich möglich macht. Zurzeit wird daran gearbeitet, bald auch Luxemburg zu dieser Liste hinzufügen zu können.

Bei den „Reisenden“ werden auf diese Weise schöne Erinnerungen an Urlaube geweckt. Sie kommen auf andere Gedanken, entspannen sich und der enorme Bewegungsdrang, unter dem Demenzkranke oft leiden, wird gestillt. Es gibt noch keine Langzeitstudien zu dieser Therapie, aber die Pflegekräfte sind begeistert von der Reaktion der Bewohner.

 

Tägliche Abwechslung

 

Für die tägliche körperliche und geistige Stimulierung aller Päiperléck-Bewohner*innen bietet die Residenz in ihrem Tagesfoyer täglich 24 Plätze für Hausbewohner*innen, aber auch Interessierte von außerhalb. Die Öffnung des Hauses nach außen ist ein wichtiges Anliegen des Päiperléck-Teams, um keine isolierte Struktur zu schaffen. Das Haus befindet sich mitten in einer neuen Wohnsiedlung, mit der in Zukunft ein Austausch angestrebt wird. So wurden bereits Kontakte mit der Maison Relais und Partnern wie der Gemeinde und dem Tricentenaire geknüpft, um zu zeigen, dass das dritte Alter auch mit anderen Sektoren kompatibel ist und dieser Austausch für alle Beteiligten einen Mehrwert darstellen kann. Außerdem haben die Bewohner*innen stets die Möglichkeit, ihre Freunde und Bekannte in anderen Strukturen und Tagesfoyers zu besuchen und somit regelmäßig neue Dynamiken und Abwechslung in ihren Alltag zu bringen. „Denn wenn man 12 Monate jeden Tag in seinem Lieblingsrestaurant speist, dann ist es irgendwann nicht mehr sein Lieblingsrestaurant,“ beschreibt es Isabelle Hein sehr treffend.

Das Tagesfoyer der „Seniorenresidenz am Park“ bietet jedoch eine Vielzahl von Aktivitäten wie seinen wöchentlichen Shoppingbus, abwechslungsreiche Bastelarbeiten, Gesellschaftsspiele und Kochateliers, um die Interessen eines jeden Einzelnen abzudecken. Die Kreativität der Senior*innen wird genutzt, um das Haus zu dekorieren und somit etwas bunter zu gestalten.

Rund um die Residenz wurden bereits unterschiedliche Obstbäume gepflanzt und die Gemeinde ist dabei, einen Park anzulegen, der als Treffpunkt für Menschen aus der ganzen Gemeinde und aller Generationen dienen soll.

Ein- bis zweimal im Jahr gibt es außerdem die Gelegenheit für einen Urlaub ins Ausland, wie zum Beispiel an die Belgische Küste, oder aber in eines der 18 Urlaubsbetten, die Päiperléck im Echternacher Hotel Belair angemietet hat. Diese erfreuen sich jedes Jahr großer Beliebtheit.

 

Die Challenge des sanften Übergangs

 

„Die Entscheidung, in ein Heim zu ziehen, sollte nicht als etwas Negatives wahrgenommen werden,“ betont Julie Poncelet. „Leider fühlt es sich jedoch für viele so an wie der erste Schultag, wo sie niemanden kennen.“ Dabei gibt es Möglichkeiten, den Übergang für die zukünftigen Bewohner*innen so angenehm wie nur möglich zu gestalten.

„Durch die Besuche im Tagesfoyer bekommen die Menschen von außerhalb ein erstes Gefühl für die Struktur,“ erklärt Pflegedienstleiterin Isabelle Hein. Darüber hinaus können interessierte Besucher die beiden Urlaubsbetten der Residenz buchen, um sich über ein paar Tage oder Wochen ein Bild vom Leben in der „Seniorenresidenz am Park“ zu machen. Dieser freiwillige und zeitlich begrenzte Aufenthalt hat bereits vielen Menschen gezeigt, dass das Leben in einer solchen Senioreneinrichtung sehr angenehm sein kann und sie somit dazu inspiriert, die Residenz zu ihrem neuen Zuhause zu machen.

 

„Die Entscheidung, in ein Heim zu ziehen, sollte nicht als etwas Negatives wahrgenommen werden. Leider fühlt es sich jedoch für viele so an wie der erste Schultag, wo sie niemanden kennen.“ Julie Poncelet, Päiperléck

 

Der Wunsch nach Innovation

 

Bei der Umsetzung dieses allumfassenden Projekts stellte der finanzielle Aspekt zweifelsfrei die größte Herausforderung dar. Normalerweise heißt es, dass eine Einrichtung mit weniger als 140 Betten nicht rentabel sein kann. Dennoch hat es die „Seniorenresidenz am Park“ mit ihren 81 Betten geschafft, ein gelungenes und innovatives Konzept umzusetzen. Und das Päiperléck-Team freut sich darüber, dass die kleinere Anzahl an Betten ein persönlicheres und gemütlicheres Zuhause für die Bewohner*innen schafft.

Die Anpassungsfähigkeit und Wandelbarkeit der Residenz ist ein Kernfaktor für den Erfolg der Einrichtung. „Unsere Struktur ist nicht starr, unser Sektor ist nicht starr. Wir müssen uns immer den aktuellen Bedürfnissen der Bewohner*innen anpassen“, sagt Residenzleiter José Ribeiro. Trotz der Herausforderungen ist für ihn klar: „Man darf keine Angst haben, Dinge auszuprobieren. Auch wenn das Ergebnis nie garantiert ist“. Nun geht es dem Team vor allem darum, den finanziellen Aspekt mit dem Streben nach Innovation in Einklang zu bringen. Dieser Gedanke zeigt mit welcher Leidenschaft das Päiperléck-Team sich dem heutigen und zukünftigen Wohl seiner Bewohner*innen verschrieben hat.

 

Arbeiten Sie auch im Pflegesektor und haben eine ganz besondere Initiative oder ein innovatives Projekt, das Sie mit den Menschen und vor allem Ihren Kolleg*innen in ganz Luxemburg teilen möchten? Dann kontaktieren Sie das GERO-Team unter der E-Mail-Adresse info@gero.lu. Wir kommen gerne bei Ihnen vorbei und präsentieren Ihre inspirierenden Projekte im GERO-Newsletter.

 

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