Drei Fragen an Gilles Less
Gilles Less ist Yoga-Lehrer und Leiter des Kurses „Yoga für Menschen in Alten- und Pflegeheimen“.
An wen wendet sich Ihr Yogakurs? Welche Vorkenntnisse sollte man mitbringen?
Der Kurs wendet sich an alle Mitarbeiter*innen aus Alten- und Pflegeheimen, die Übungen aus der Welt des Yoga erlernen möchten, mit dem Ziel, selbstständig in der Einrichtung eine an den jeweiligen Kompetenzen der Senioren angepasste Yogastunde gestalten zu können.
Vorkenntnisse sind an sich nicht gefragt, ich freue mich immer über Menschen, die sich auf ein neues Abenteuer einlassen und eine gesunde Portion an Neugierde mitbringen. Man sollte aber schon Interesse am Yoga haben und gewisse Grundkenntnisse sind von Vorteil.
Yoga ist körperlich anspruchsvoll und scheint so gar nicht vereinbar mit dem Bild des alten, kranken Menschen. Wie kann trotzdem Yoga in einem Alten- oder Pflegeheim angeboten werden?
Die meisten Menschen denken bei Yoga an „Verrenkungen“, komplizierte physische Übungen und Positionen. Deshalb beginne ich meinen Kurs indem ich die Essenz des Yogas erkläre und zeige, dass man den Fokus auch auf den Geist legen kann.
Die Übungen, die ich vorschlage, können alle auf dem Stuhl ausgeführt werden. So kann man z.B. eine Reise durch die Gelenke machen, leichte Bewegungen um die Gelenke zu lockern und zu stärken. Es geht immer darum, es zu versuchen, wenn eine Übung nicht sofort klappt, so gehe ich einen Schritt zurück und suche eine leichtere Variante. Dadurch, dass man regelmäßig übt, geht es bei jedem Mal besser. Es ist das Gesetz des „Use it or lose it“.
Im Kurs schlage ich verschiedene Übungen vor und höre dann auf das Feedback der Teilnehmer*innen. So lerne auch ich jedes Mal hinzu.
Was bringt Yoga gerade den alten Menschen?
Yoga ist besonders wichtig für ältere Menschen, da dies ein Weg ist, um von seinem Leiden frei zu werden.
Schmerz ist physisch aber Leiden kommt vom Geist. Deshalb lege ich auch den Fokus auf den Geist. Das heißt, bei den physischen Übungen lernen wir, die Bewegungen bewusst zu machen, den Körper zu spüren. Die Bewegung soll selbstverständlich sein und eine gesunde Freude vermitteln. Der Körper wird in das Denken integriert und so könnte man das Wort „Yoga“ auch durch „Meditation“ ersetzen.
Es geht darum, die negativen Begleiterscheinungen des Alterns anzunehmen. Zu lernen, selber zu spüren ob der Schmerz zu weit geht oder hilft, weiter zu kommen. Über das Üben ein wenig freier zu werden und nicht nur seinen physischen Körper, sondern sich selber besser kennen zu lernen.
Alte Menschen haben nicht mehr viel Zeit vor sich, und die Angst vor ihrem eigenen Ende ist immer präsent. Diese Fixierung auf das Ego ist das eigentliche Leiden und Yoga hilft dabei, loszulassen. Gläubige Menschen haben es diesbezüglich leichter und Yoga kann in diesem Fall wie eine Religion wirken. Es ist wichtiger, die Einstellung des Geistes zu drehen, als den physischen Körper zu trainieren. Dabei bleibt eine Grundaussage des Yogas: „Man kann immer noch etwas tun“.